Unter dem Motto „Das Jahr der Freiheit und des Friedens“ sollte am 1. August 2021 auf der Straße des 17. Juni in Berlin eigentlich eine von Querdenken Stuttgart organisierte friedliche Großdemonstration für die Wiederherstellung der Grundrechte stattfinden. An diesem Tag jährt sich die ebenfalls von Querdenken Stuttgart durchgeführte legendäre Demonstration vom 1. August 2020, bei der Tausende auf der Straße des 17. Juni demonstrierten.
Um einem Verbot vorzubeugen, hatte Querdenken Stuttgart ein umfassendes Hygiene-Konzept vorgelegt. Die Demonstrationsfläche wurde in Quadranten aufgeteilt, die mit Lautsprechertürmen und Leinwänden versorgt werden sollten um eine Menschenansammlung vor der Bühne zu vermeiden. Die Kosten für die benötigte Technik beliefen sich auf über 100.000,-€. Angesichts der jüngsten Bilder von feiernden Fußballfans in Biergärten, geöffneten Lokalen und nicht zuletzt dem eine Woche zuvor durchgeführten Christopher Street Day mit geschätzten 65.000 Teilnehmern, die weitgehend ohne Beachtung von Hygiene-Vorschriften ungehindert durch Berlin zogen, hatte wohl kaum jemand mit einem Verbot der Versammlung gerechnet. Entsprechend groß mag der Ärger bei vielen angereisten und Berliner Demonstranten gewesen sein als Querdenken Stuttgart am Vortag das Verbot der Veranstaltung und den Verzicht auf Klage vor dem Verfassungsgericht bekannt gab. Viele wollten sich offenbar das Recht auf Protest nicht nehmen lassen und gingen trotz Verbots zu Tausenden auf die Straße und versammelten sich in spontanen Demonstrationszügen.
Seit Beginn der Pandemie müssen sich Kritiker der Regierungsmaßnahmen Anfeindungen und Herabsetzungen gefallen lassen. Protestveranstaltungen werden durch Verbote und Auflagen behindert oder sind von einem massiven Polizeiaufgebot begleitet, bei denen die Demonstranten von einem Großaufgebot aus Polizeiwagen und Polizeitrupps umstellt sind. So wird es für viele Protestierende am 1. August ein Gefühl der Befreiung und des Triumphs gewesen sein, als sie ungehindert und ohne Polizei-Eskorte mit Musik und Schildern durch die Stadt zogen. Aber die spontanen Protestzüge haben auch gezeigt was passieren kann, wenn diese nicht im Rahmen einer zugelassenen Versammlung stattfinden, denn an verschiedenen Orten kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei und - wie Video-Aufnahmen zeigen - auch zu Polizeigewalt. So sieht man auf einer Aufnahme wie eine Frau von einem Polizisten am Hals gepackt und zu Boden geschleudert wird. Ein anderer Demonstrant wird am Boden liegend von einem Polizisten in den Rücken geboxt. Andere Videos zeigen, dass es bei der Berliner Polizei offenbar eine neue Vorgehensweise bei Festnahmen gibt, bei der Personen bei der Festnahme Mund und Nase zugehalten wird.
In einem Interview mit dem Tagesspiegel lobte Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD)
das Vorgehen seiner Beamten als "professionell und angemessen".[1] Aufgrund der dokumentierten Gewalttätigkeiten durch Polizisten hat sich nun allerdings der UN-Sonderberichterstatter über Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlungen Nils Melzer eingeschaltet und fordert von der Bundesregierung eine Stellungnahme.
Im Interview mit der Berliner Zeitung sagte Melzer: „Es sind einige Videos verbreitet worden, die Besorgnis erregend sind. Die Hinweise sind stark genug, dass möglicherweise Menschenrechtsverletzungen begangen wurden.“ und weiter: „Von den Bildern und Informationen, die uns bis jetzt vorliegen, haben wir den Eindruck, dass es sich bei den Protesten mehrheitlich nicht um gewaltbereite Randalierer gehandelt hat. Es waren Frauen, Kinder, Radfahrer, ältere Leute. Es ist absolut inakzeptabel, wenn die Polizei wegen bloßer Ordnungswidrigkeiten oder zivilem Ungehorsam mit teilweise lebensgefährlicher Gewalt gegen wehrlose Demonstranten vorgeht.“[2] Die Bundesregierung hat nun 60 Tage Zeit, um auf die Anfrage Melzers zu reagieren.
Am 1. August 2021 leisten Tausende Menschen in Berlin zivilen Ungehorsam weil ihnen das Grundrecht auf Demonstration verwehrt wird. Teilweise greift die Polizei hart durch. Die dokumentierten Szenen sind nun ein Thema für den UN-Sonderberichterstatter über Folter.
Eine Frau wird am Hals gepackt und zu Boden geworfen.
Leute werden zu Boden geworfen, Tränengas wird versprüht.
Einer Frau wird bei der Festnahme Mund und Nase zugehalten
Ein Polizist schlägt auf einen am Boden liegenden Mann ein.
Aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen kommt es hier zur Festnahme einer Pressevertreterin
Die festgenommene Pressevertreterin wird ziemlich grob abgeführt
Angesichts dieser neuen Eskalationsstufe stellt sich die Frage nach den Gründen für die Gewalttätigkeiten. Ein aktueller Artikel des Magazins Report24 stellt dar, wie die aus Politik und Medien bekannten Pauschal-Urteile, bei denen Maßnahmenkritiker mit Antisemiten, Neonazis, Terroristen und Staatsfeinden gleichgesetzt werden, auch bei der Polizei Eingang finden. So erschien im Magazin der Polizeigewerkschaft DP ein hetzerisches Interview mit der Journalistin Heike Kleffner, das genau diese Vorurteile bedient. Sie behauptet doch tatsächlich, der Antisemitismus sei ein „zentrales und verbindendes Ideologieelement bei den Protesten"!
Bezeichnend sind auch Äußerungen des stellvertretenden Vorsitzenden der Polizeigewerkschaft, Jörg Radek, der sagt, den Corona-Demonstranten gehe es nun offensichtlich "nicht mehr um politische Belange, sondern darum, dass die bestehende demokratisch-rechtsstaatliche Ordnung abgeschafft werden soll". Auf die Spitze treibt es der Hamburger Polizeiwissenschaftler Rafael Behr, der verbreitet, die Demonstranten seien Extremisten bloß „weil sie da sind“.[3]
Report24 stellt in seinem Artikel fest: Es geht alles in Richtung Entmenschlichung und Vernichtung:
[1] Tagesspiegel, 03.08.2021: "Berlins Innensenator verteidigt Polizei-Taktik – „Was wäre die Alternative?“", https://www.tagesspiegel.de/berlin/1000-festnahmen-bei-querdenker-demos-berlins-innensenator-verteidigt-polizei-taktik-was-waere-die-alternative/27475558.html
[2] Berliner Zeitung, 05.08.2021: "Polizeigewalt in Berlin: UN-Sonderbeauftragter kündigt Intervention an", https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/polizeigewalt-in-berlin-un-sonderbeauftragter-kuendigt-intervention-an-li.175271
[3] Süddeutsche Zeitung, 03.08.2021: „Wer Herrin der Straße ist“, https://www.sueddeutsche.de/politik/corona-proteste-polizei-berlin-querdenker-1.5372253
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